Bildtitel. Gelenktes Denken.

Unbewusst gings los. So wie ich denke und wie ich selber bin: positiv. Und genau dieses Positive wollte ich auch in meine Werke einfliessen lassen. Zunächst unabsichtlich. Wie beim Malen: ohne sich groß Gedanken zu machen, loslegen, in den Flow gehen, Kopf ausschalten.

Ich habe irgendwann gemerkt, dass Bildtitel wie kleine mentale Transformatoren funktionieren. Oder wie die Einfachheit eines Glücksmoments: Ein Wort, ein Gefühl, und plötzlich geht eine Tür im Kopf auf. Positive Titel können Menschen erhellen, Druck reduzieren. Sie können den Blick lenken, bevor der erste Gedanke überhaupt formuliert ist. Und genau das liebe ich daran.

Wenn ich meine Bilder zeige, egal ob im Atelier, bei einer Ausstellung oder nur digital, Menschen lesen einen Titel und ihre Gesichter verändern sich leicht. Es ist oft nur eine Nuance. Aber diese Nuance reicht. Und manchmal ist genau das die eigentliche Kunst.

Positive Titel sind keine Deko. Genau an der Stelle passiert die Umlenkung, ich nenne es Transformator.

Warum Titel mehr Macht haben als man denkt

Ein Bild ist offen. Ein Bild bietet Fläche. Ein Bild lässt unendlich viel Interpretationsraum. Ein Titel dagegen wirkt wie ein emotionaler Laserpointer. Ich merke das bei mir selbst jedes Mal. Wenn ich einen Titel setze, fühlt sich das an wie das Festlegen eines Vektors, auf dem die Bilder reisen dürfen. Es ist wie eine Entscheidung: In welche Richtung soll das Ganze sich innerlich bewegen. Um einen Titel zu finden und zu setzen, zu fixieren – das ist ein ganz eigenes Thema, komplex, vielschichtig und doch manchmal superschnell passiert.

Wenn ein Bild zum Beispiel „Gewitterhimmel“ heißt, dann denkt man plötzlich an Drama, Atmosphäre, Horizont, Weite. Wenn es nur „Gewitter“ hieße, fühlte es sich bedrohlicher an. Ein Wort kann die innere Farbe drehen. Das ist faszinierend.

Titel nach vorne

Ich wähle meine Titel bewusst so, dass sie Menschen aufmachen. Auf Empfang stellen. Nicht in Abwehr übergehen. Mein Titel „Breakadawn“ zum Beispiel fühlt sich wie ein Sonnenaufgang im Kopf an. Menschen atmen anders, wenn sie das lesen. Ich habe das erlebt. Man sieht es in der Körpersprache. „Begin Again“ hat auch schon Leute richtig gerührt. Da steckt eine Chance drin. Ein Neustart, der nicht so laut daherkommt. Ein kleiner freundlicher Neubeginn, ohne Drama, ohne Verlierer.

Und „Cosiness“ ist da mal pure Psychologie. Allein das Wort löst im Körper Weicherwerden aus. Und genau diese Weichheit zieht später im Bild in die Tiefe. Man sucht dann bewusst nach dieser kuscheligen, ruhigen Energie.

Ich nenne das: Titel sind wie Starterkabel für Resonanz.

Positiv heißt nicht flach

Viele denken bei positiver Sprache sofort an esoterische Watte. Das ist ein Missverständnis. Positivität ist klar, direkt, scharf und hochenergetisch. Niemals Weichspüler. Sie ist eine Haltung. Für mich ein bewusstes Statement gegen den Dauerpessimismus.

Wenn ich „Tomorrow“ als Werkstitel wähle, dann ist das keine Floskel. Es ist die Entscheidung, Zukunft offen zu lassen. Ohne Angst vor dem, was kommt.

Was passiert bei Ausstellungen

Gäste stehen vor einem Bild und suchen nicht nach Fehlern, Bedeutungen oder Theorien. Sie lassen sich treiben. Und die Titel geben ihnen Anker. Ich finde das wunderbar. Ich liebe dieses gemeinsame Schweigen vor einem Werk. Dieser Moment, in dem Menschen nicht versuchen, schlauer zu wirken, sondern einfach nur spüren wollen.

Dann beginnt plötzlich Tiefe. Tiefe entsteht nicht durch komplizierte Worte. Tiefe entsteht, wenn der Mensch bereit wird.

Und genau das machen positive Titel. Sie öffnen den Raum, bevor der Kopf verkrampft.

So nimmst Du Kunst mit

Ich empfehle jeder und jedem, der vor Kunst steht, den Titel wirklich zu lesen und sich innerlich kurz zu fragen: Wohin will der mich gerade schicken? Und danach einfach schauen, wie die Farben wirken, die Komposition. Wie die Fläche reagiert. Was sich im Körper verändert. Ganz einfach. Ohne Taktik. Ohne Pflichtgefühl.

Der Titel ist die erste kleine Welle. Das Bild ist dann der Ozean.

Die Chance

Positive Titelsprache verschönert die Welt nicht künstlich. Sie gibt ihr nur die Chance, auch die helleren Seiten wieder zu zeigen. Nicht im Sinne von naivem Optimismus, sondern als Einladung, die innere Tür offen zu halten.

Kunst darf Hoffnung setzen. Ohne Pathos. Ohne Übertreibung. Ganz ruhig. Ganz natürlich. Genau so, dass man wieder zu Atem kommt.

Und vielleicht ist das der eigentliche Punkt. Ich möchte Bilder erschaffen, die nicht runterziehen, sondern hochziehen. Nicht ausblenden, sondern weiten. Positive Titel helfen dabei. Sie legen die Spur. Und der Rest passiert dann im Menschen.

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