Resonanz. Die Bildwirkung beim Betrachter

Resonanz ist der Moment, in dem ein Bild nicht nur gesehen, sondern gespürt wird. Es berührt etwas, das bereits in uns vorhanden ist und antwortet von innen zurück.

Resonanz bedeutet Rückkopplung. Etwas trifft uns und antwortet in uns. Ein Bild kann das auslösen, ganz ohne Ton und ohne Sprache. Es schwingt in der Wahrnehmung und lässt den Betrachter nicht neutral zurück.

Diese Resonanz beim „Hinschauen“ ist selten ein lauter Moment. Sie ist eher ein Nachhall: man schaut weg und trägt das Bild trotzdem weiter. Es bleibt als Gedanke, als Gefühl, als leiser Rest, der noch nicht fertig ist. Resonanz arbeitet leise und oft zeitversetzt. Sie greift an Stellen, die wir nicht bewusst öffnen.

Kunst wirkt nicht nur nach außen. Sie bewegt nach innen. Sie kann wärmen, kühlen, irritieren oder trösten. Kunst muss nicht gefallen, sie darf berühren und sie darf auch stören. Wichtig ist, dass etwas passiert. Ein Bild darf Spannung erzeugen. Es darf Widerstand auslösen. Reibung ist ebenfalls Resonanz.

Resonanz entsteht nicht in der Leinwand nicht einem einzelnen Objekt, sondern im Gegenüber. Der Mensch füllt das Werk mit sich selbst. Er erkennt darin nicht das Bild, sondern Spuren seiner eigenen Erfahrung. Genau dort beginnt Wirkung. Nicht als Dekoration, sondern als Erfahrung. Als ein stiller Dialog. Nicht zwischen Künstler und Werk, sondern zwischen Werk und Mensch.

Dieser Dialog findet nicht im Kopf statt. Er findet im Herzen statt. In Erinnerung, in verletzlichen Zonen, in offenen oder noch verschlossenen Kapiteln. Oder: „es berührt die Seele“. Ein Bild kann etwas freisetzen, was längst vergessen war. Es kann eine Stimmung halten, die kein Wort trifft.

Jeder liest anders, schaut anders auf die Dinge. Jeder nimmt etwas anderes mit. Bedeutung entsteht erst im Betrachten. Erst im inneren Echo. Resonanz braucht keine Zustimmung. Sie braucht Anwesenheit. Man muss nicht verstehen, um zu fühlen. Man darf nur nicht blockieren.

Wenn etwas in uns antwortet, lebt das Bild weiter. Auch wenn wir längst gegangen sind. Resonanz verlängert die Lebensdauer eines Werkes über den Moment hinaus. Ein Bild wirkt nach, wenn in uns etwas weiterklingt.

Genau dafür male ich:

Nicht für das Sofort-Gefallen, sondern für das innere Echo. Wenn ein Bild in jemandem weiterlebt, auch wenn der Raum längst verlassen ist, dann hat Kunst ihren Zweck erfüllt. Ich möchte Bilder schaffen, die nicht enden, wenn man wegschaut, sondern erst dann beginnen.

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